Liebe Gartenfreunde und Gartenfreundinnen,

erneut haben wir viele, zum Großteil schöne, mit Leben gefüllte Gärten gesehen. Gärten die sowohl GärtnerInnen als auch der Tierwelt ein wunderbares Habitat bieten. So haben viele einen Teil des Rasens zu kleinen Wiesen aufwachsen lassen, was vor allem für Insekten das Leben erleichtert.

Es ist toll zu sehen, was sich von alleine im Garten ansiedelt. Aber man sollte wissen, was da in seinem Garten wächst, was sich da aussamt – oder was man einkauft! Sonst hat man schnell invasive Neophyten wie das einjährige oder kanadische Berufkraut, die Goldrute, das drüsige Springkraut oder die Hybrid-Luzerne in großen Beständen bei sich stehen. Pflanzen wie den Japanischen Staudenknöterich oder den Götterbaum kann man ab einer gewissen Größe kaum mehr entfernen und die Samen des Kirschlorbeers oder der Amerikanische Kermesbeere können durch Vögel in die Landschaft, bei uns in den Naturpark- Südgelände, getragen werden.

Lässt man es einfach laufen, so setzen sich die Stärksten durch und die Artenvielfalt, die man sich wünscht, wird stark eingeschränkt. Ein Pflanzenbestimmungs-App kann da hilfreich sein! Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit „Flora incognita“, einer kostenlosen App, die von der Technischen Universität Ilmenau entwickelt wurde.

Bitte, bitte niemals! Pflanzenreste in die Natur abkippen! Dort bilden invasive Arten häufig große Bestände, die dann kaum bis gar nicht mehr entfernt werden können. So unkontrolliert bedrohen sie die heimische Fauna.

Großartige Alternativen zu den problematischen Pflanzen kann man auf der Internetseite https://www.naturadb.de/ oder mit der NaturaDB-App finden.

Ich persönlich halte auch die meisten Bambusarten im Kleingarten für problematisch. Das Laub des Bambus verrottet schlecht, die meisten Arten ziehen viel Wasser und die Pflanze ist für die Tierwelt völlig wertlos. Dieses Jahr konnten wir unerquickliche Geschichten über die rhizomtreibenden Variante der Pflanzen hören. Immer wieder ist zu beobachten, dass die Rhizomsperre nicht geschlossen oder nicht hoch genug gesetzt wird und der Bambus sich selbständig macht – und auch am eigenen Zaun nicht halt macht. Es ist eine echte Viecherei, ihn dann wieder einzufangen. Wer einen Bambus pflanzt, ist für diesen verantwortlich.
Auch bei vielen horstbildenden Arten muss einem klar sein, dass sie bis sie ihre maximale Höhe erreicht haben auch in der Breite wachsen. Der Wurzel-Horst wird steinhart. Will man ihn entfernen, braucht man bei vielen Arten Axt und Säge.

Ein weiteres Thema dieses Jahr waren die Schnecken. Manch eine/r war schon dabei, die dritte Runde Pflanzen zu setzen. Aussaaten haben es dieses Jahr kaum ohne Hilfe geschafft. Jungpflanzen hatten da manchmal den entscheidenden Vorsprung.
Was helfen kann:

  • Schneckenkragen/Scheckenschutzring: besonders geeignet bei Pflanzen in Einzelstellung, wie Kürbis, Zucchini, Salat
  • Schneckenzäune: großflächiger Schutz ganzer Beete.
  • Hochbeete: grobes Holz und die Strecke mindert den Befall
  • Kupferbänder: Senkrecht aufgestellt (zwei Pächterinnen konnten von Erfolgen berichten)
  • Schneckenschutz-Anstrich: ein Anstrich, der auf Oberflächen breit aufgestrichen (zB. Hochbeeten oder Kübel) die Schnecken die Haftung verlieren lässt, so dass diese abfallen.
  • Barrieren: Holzspäne und Wolle.
  • Absammeln: Manch ein/e Pächter/in hat hunderte Schnecken abgesammelt. (Lieblingsplätze für Schnecken anlegen, z.B. feuchte Bretter). Das Problem der Entsorgung der Tiere wird verschieden angegangen. Ähnlich wie im unten stehenden Artikel
    https://www.abendblatt.de/ratgeber/garten/article211559483/Wie-darf-man-Schnecken-toeten-Die-grosse-Leser-Diskussion.html
  • Schneckenkorn: wurde kaum benutzt und wenn, dann das Präparat mit Eisen-III-Phosphat. Aber auch hier muss jedem klar sein, es verenden alle Schneckenarten. Also auch die Häuschenschnecke, die an sich unproblematisch ist, und der  Tigerschnegel, der Nacktschnecken und deren Gelege frisst, also ein Freund des/der Gärtner/in ist.

Vorsorge: Nützlinge fördern, Schneckengelege im Spätsommer/Herbst aufspüren und entfernen.

Achtet weiterhin auf den Monilia-Pilz an Kirsche und Apfel. Erkennbar an vertrockneten Triebspitzen. Abschneiden bis 5-10 cm ins gesunde Holz (wenn möglich) und nicht kompostieren! Dann weiter beobachten, ob da noch was nachkommt.
Da der Pilz in hängengebliebenen Blütenbüscheln, dürren Zweigen und Fruchtmumien überwintert, ist es wichtig, diese vor dem Austrieb zu entfernen. Regelmäßiger Baumschnitt mindert den Befall, da der Baum luftiger steht und er besser abtrocknet. Wer seine Bäume pflegt, schützt auch die Bäume in der Nachbarschaft.

In den letzten Jahren haben viele Obstbäume sehr gelitten. Hier eine Info wie angeschlagenen Bäumen nochmal eine Chance bekommen können:
https://bergischer-streuobstwiesenverein.de/klimafeste-obstbaeume-durch-revitalisierung-mit-split-terra-preta-zylindern/

Wir Gartenfachberaterinnen unterstützen euch gerne in Fragen rund um Kleingärtnerischen Nutzung und Naturschutz. gartenfachberatung@lindenhain-berlin.de
Auch unser Landesfachberater des Landesverbands Sven Wachtmann bietet eine Online-Sprechstunde für Fragen und Austausch an. (3.Juli 18:30 Uhr bis 20:00 Uhr)
https://kleingaerten-biologische-vielfalt.de/digitale-gartensprechstunde-bundeskleingartengesetz/

Wir wünschen euch wunderbare Naturbeobachtungen, reiche Ernte und erholsame Stunden.

Das Team der Gartenbegehung,
Rainer und Jörg (Vorstand), Myriel und Jule (Gartenfachberaterinnen)